Das Herz: Unterschiede zwischen Mann und Frau


Der 29. September gilt als Weltherztag. Dieser Tag wird oft zum Anlass genommen, um auf bestimmte Herzerkrankungen und das Ergreifen von vorbeugenden oder lebensrettenden Maßnahmen aufmerksam zu machen. Richtiges und schnelles Handeln ist in einer Notsituation lebenswichtig! Doch wie steht es eigentlich allgemein um die Herzgesundheit von Mann und Frau?


Auch wenn das Herz eines Mannes und das einer Frau sich in Struktur und Funktionsweise sehr ähnlich sind, gibt es einige grundlegende Unterschiede. Die Symptome einiger Herzerkrankungen äußern sich bei Frauen nicht selten komplett anders als bei Männern. Um zu verstehen, warum Herzerkrankungen bei Frauen oft systematisch verharmlost oder unbemerkt bleiben, muss man das Herz aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten.

Stress, Tabak und natürlicher Schutz

Viele Ärzte sind der Meinung, dass junge Frauen kaum an Herzproblemen leiden. Prinzipiell haben sie mit dieser Annahme auch Recht. Frauen rauchen Statistiken zufolge nicht nur weniger als Männer, sie haben im Durchschnitt auch einen niedrigeren Blutdruck, was sich positiv auf die Belastung des Herzmuskels auswirkt. Außerdem schützen die weiblichen Hormone Östrogen und Progesteron die Arterien vor Verkalkung. Bis zur Menopause leiden Frauen daher relativ selten an Herzproblemen.

Gründliches Durchchecken statt schnelles Schlussfolgern

Untersuchungen haben gezeigt, dass zahlreiche Ärzte die von Frauen geschilderten Herzbeschwerden systematisch unterschätzen oder verharmlosen. Sehr häufig wird jungen Frauen gesagt, dass ihre Beschwerden auf ein nervliches Problem zurückzuführen sind. Das ist aufgrund des relativ geringen Risikos von Herzleiden bei Frauen auch nicht ganz abwegig.

 

Dennoch sollten junge Frauen bei Herzbeschwerden darauf achten, dass ihr Arzt durch das Stellen vieler Fragen dem genauen Ursprung nachgeht, und nicht auf der Grundlage von Wissen und Intuition schnelle Schlussfolgerungen zieht.

Wenn das Herz aus dem Takt gerät

Ein in unserer Gesellschaft relativ bekanntes Herzleiden sind Herzrhythmusstörungen. Hierbei handelt es sich um ein Phänomen, bei dem die betroffene Person Herzflattern verspürt. Diese sogenannten Arrhythmien kommen und gehen in unregelmäßigen Abständen. Nicht selten verschwinden sie genau dann, wenn man beim Arzt ist. Untersuchungen, Messungen, Scans: nichts deutet auf eine Anomalie hin.

 

Das Ergebnis: Viele junge Frauen, die an Herzrhythmusstörungen leiden, werden nicht ernst genommen. Manchmal bekommen sie sogar Beruhigungsmittel oder Antidepressiva verschrieben, weil die Ärzte die Symptome in Zusammenhang mit psychischen Problemen bringen. Bis zu dem Tag, an dem sie wegen eines Herzinfarkts ins Krankenhaus eingeliefert werden…

Rücken- und Zahnschmerzen? Seien Sie wachsam!

Ein Herzinfarkt ist darauf zurückzuführen, dass zu wenig Sauerstoff zum Herz gelangt, vor allem deshalb, weil die Arterien verstopft oder verkalkt sind. Zu den klassischen und geläufigen Symptomen zählen ein Druckgefühl in der Brust und ein in den linken Arm ausstrahlender Schmerz.

 

Doch wie sieht es in Wirklichkeit aus? Die hier genannten Symptome werden hauptsächlich von Männern so empfunden. Bei Frauen äußert sich ein Herzinfarkt oft ganz anders. Sie kommen nicht mit diesem typischen Druckgefühl in der Brust zum Arzt, sondern verspüren eher ein beklemmendes Gefühl, manchmal in Kombination mit Rückenschmerzen. Verschiedentlich strahlt der Schmerz nicht nur in den linken Arm, sondern auch in den rechten Arm und in die Zähne aus.

 

Einige Frauen wenden sich in diesem Fall an ihren Zahnarzt und erklären diesem, dass sie beim Treppensteigen Zahnschmerzen haben. Bei einer solchen Aussage sollten schon die Alarmglocken läuten, denn alles deutet darauf hin, dass mit dem Herz etwas nicht in Ordnung ist. Auch hier ist es wichtig, dass sich der Arzt nach den genauen Umständen und Symptomen erkundigen.

Männliche Probanden

Es gibt noch einen weiteren Grund, warum Herzerkrankungen bei Frauen weniger ernst genommen werden. In der gesamten Geschichte der Medizin wurden Herzmedikamente standardmäßig nur an Männern getestet. Daher ist das wissenschaftliche Wissen über Herzprobleme, deren Diagnose sowie Behandlung bei Frauen in Wirklichkeit nicht sehr umfangreich.

Dass ausschließlich männliche Probanden an solchen Studien teilgenommen haben, liegt hauptsächlich daran, dass Frauen, die noch im gebärfähigem Alter sind, nicht zu medizinischen Tests für neue Medikamente zugelassen werden. Das Risiko in Bezug auf eine zukünftige Schwangerschaft und die Gesundheit des Babys wird als zu groß erachtet.

Gebrochenes Herz

In der medizinischen Fachwelt ist mittlerweile bekannt, dass bestimmte Herzkrankheiten speziell Frauen betreffen:

  • Etwa 1 von 100 Frauen leidet an einer spezifischen Herzrhythmusstörung mit dem Namen AV-Knoten-Reentry-Tachykardie (AVNRT). Auch wenn dieses Phänomen sehr häufig vorkommt, bleibt es oft unbemerkt.
  • Bei jungen Frauen kommt es manchmal zu einem Riss im Inneren der Koronararterie, was zur Auslösung eines Herzinfarkts führen kann.
  • Nach der Menopause entwickeln Frauen, die unter großem Stress stehen, manchmal das Takotsubo-Syndrom, das auch unter der Bezeichnung Gebrochenes-Herz-Syndrom bekannt ist. Das Herz pumpt nicht mehr richtig, was zu Brustschmerzen führt und sehr gefährlich sein kann.

 

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Frauen oft Herzprobleme haben, die unbemerkt oder unverstanden bleiben, bis ein Infarkt sie plötzlich ans Licht bringt. Bei Herzbeschwerden ist es daher wichtig, dass alle Patienten, unabhängig von Alter und Geschlecht, darauf achten, dass ihr Arzt sie umfangreich befragt und gründlich untersucht. Hören Sie auf Ihr Herz!