Fernkonsultation: Erfahrung der ersten Monate


Um die medizinische Versorgung während der COVID-19-Krise weiterhin zu gewährleisten, durften Pflegeleistende und Patienten Fernberatungen per Telefon oder Video nutzen. Zur Auswertung dieser Erfahrung wurde nun eine Umfrage organisiert und es können erste Schlussfolgerungen gezogen werden.


Fernkonsultationen während des Lockdowns

Zwischen dem 14. März und dem 5. Mai 2020 galt eine Ausgangssperre, um die Ausbreitung des Corona-Virus zu verhindern.

Pflegeleistende mussten alle nicht dringenden medizinischen Termine absagen oder verschieben. Um die Kontinuität der Betreuung zu gewährleisten und das Risiko einer Verbreitung des Virus möglichst gering zu halten, wurden daher Fernberatungen per Telefon oder Videoanruf eingeführt. Zunächst für Hausärzte, dann auch für Zahnärzte, Physiotherapeuten, Logopäden, Psychologen usw.

Laut dem Bericht des Landesinstitutes für Kranken- und Invalidenversicherung (LIKIV) wurden im Zeitraum zwischen März und Mai 2020 mehr als 3,8 Millionen Fernkonsultationen in Rechnung gestellt.

Meinungsumfrage im Juli 2020

Die belgischen Krankenkassen führten landesweit eine Umfrage durch, um zu erfahren, wie die Patienten diese Fernkonsultationen empfunden haben und ob sie diese in Zukunft befürworten. Insgesamt wurden 100.000 Personen per Mail kontaktiert, die in eine Fernkonsultation in Anspruch genommen haben. 

Mehr als 8.000 Menschen füllten die Umfrage aus, wovon 5.500 Fragebögen, nach Überprüfung bestimmter Kriterien, ausgewertet werden konnten. Die Mehrheit der Telekonsultationen betraf den Kontakt mit dem Hausarzt (78 %), gefolgt von Fachärzten (11 %), Psychiatern (4 %) und Psychologen (3 %). Andere Kategorien von Pflegeleistenden waren in den erhaltenen Fragebögen nicht repräsentativ genug, um für die Auswertung in Betracht gezogen zu werden.

Diese Ergebnisse sollen genutzt werden, um Fernkonsultationen in Hinblick auf Qualität, Effizienz und Zugänglichkeit anzupassen.

Ergebnisse der Umfrage

Kein Ersatz für eine physische Konsultation

Mehr als 75 % der Befragten waren zufrieden bis sehr zufrieden mit den Fernkonsultationen: Die Kommunikation verlief gut, sie fühlten sich verstanden und der Pflegeleistende widmete ihnen genügend Zeit während des Gesprächs.

Auf die Frage nach der Zukunft von Fernkonsultationen reagierten die Teilnehmer der Umfrage jedoch eher zurückhaltend. 80 % sind der Meinung, dass eine physische Konsultation die wünschenswerteste Lösung bleibt und 62 % sind der Meinung, dass Fernkonsultationen eher eine Ausnahme bleiben sollen oder aber als Ergänzung zum physischen Kontakt. Sie eignen sich laut Teilnehmer besonders für administrative Angelegenheiten oder zur Überwachung von Vorerkrankungen:

  • Verschreibung eines Medikamentes (86 %)
  • schnelle Beratung bei dringenden Beschwerden (74 %)
  • Nachbehandlung eines bekannten Problemes (74 %)

Zur Behandlung neuer Beschwerden halten die Patienten das System der Fernkonsultationen für weniger geeignet.

Weitere Zahlen und Fakten

  • 77 % der Konsultationen bei Hausärzten dauerten weniger als 10 Minuten. Bei Fachärzten sind es 64 %. Bei Psychiatern und Psychologen dauerten 77 % der Konsultationen dagegen länger als eine halbe Stunde.
  • Bei den Hausärzten diente ein Viertel der Konsultationen der Verschreibung von Medikamenten. Bei Fachärzten, Psychiatern und Psychologen war der Hauptgrund für eine Fernberatung die Begleitung einer chronischen oder bereits bestehenden Krankheit.
  • Fast alle Konsultationen (95 %) wurden per Telefon durchgeführt. Videokonsultationen fanden hauptsächlich mit Psychologen und Psychiatern statt.
  • Die Telekonsultationen fanden in der Regel mit einem bereits bekannten Pflegeleistenden statt.
  • In mehr als der Hälfte der Fälle war es der Pflegeleistende selbst, der angeboten hat, eine Telekonsultation durchzuführen.
  • Bei den Hausärzten ersetzte etwa eine von 4 Fernberatungen einen vorher vereinbarten Besuchstermin. Bei Fachärzten, Psychiatern und Psychologen ist dies jedoch eine viel höhere Zahl: Etwa 3 von 4 Fernberatungen ersetzten eine zuvor geplante physische Konsultation.
  • In den meisten Fällen wird bei den Fernkonsultationen das Honorar direkt mit der Krankenkasse abgerechnet (Drittzahlersystem) und die Patienten zahlen keinen Eigenanteil. Die Umfrage zeigt jedoch, dass sich die Patienten sich kaum darüber bewusst waren, dass der Pflegeleistende für die Beratung durch die Krankenkasse bezahlt wurde.
  • Die Meinungen darüber, ob der Pflegeleistende für eine Fernkonsultation genauso viel verdienen sollte wie für eine physische Konsultation gehen auseinander. Genau dasselbe gilt für die Frage, ob der Patient einen Eigenanteil in gleicher Höhe zahlen sollte.

Technische Aspekte

Im Allgemeinen hatten die Patienten während der Telekonsultationen keine Probleme mit der Technik, sind aber der Meinung, dass technische Hilfestellungen im Falle einer Videokonsultation verfügbar sein sollte.

 

Die meisten Befragten machen sich wenig Sorgen um den Schutz ihrer persönlichen Daten. Auffällig ist jedoch, dass fast jeder Fünfte angibt, noch nicht darüber nachgedacht zu haben.