Kurzsichtigkeit bei Kindern und Jugendlichen: Warum Bildschirme nur indirekt schuld sind


Eine Epidemie, die nicht ansteckend ist, breitet sich in den Industrieländern aus: Kurzsichtigkeit. Die Anzahl von Sehstörungen nimmt zu, besonders bei Kindern und Jugendlichen. In asiatischen Ländern wie China, Japan oder Singapur sind nahezu 90 % der Jugendlichen betroffen, und in Europa und den USA beschleunigt sich das Phänomen. Lange wurden Handy, Computer und Co dafür verantwortlich gemacht. Neue Erkenntnisse zeigen aber nun: Der Mangel an natürlichem Licht ist der Auslöser.


Was ist eine Kurzsichtigkeit?

Eine Kurzsichtigkeit entsteht, wenn der Augapfel länger ist als normal. Das Licht bricht dann nicht genau auf der Netzhaut, sondern davor. Das lässt Betroffene in der Nähe scharf, in der Ferne allerdings nur unscharf sehen.

Explosionsartiger Anstieg

Laut der WHO könnte bis 2050 die Hälfte der Weltbevölkerung von Kurzsichtigkeit betroffen sein. Eine starke Kurzsichtigkeit kann Komplikationen wie Glaukome, frühzeitigen grauen Star oder sogar Erblindung mit sich führen. Je früher die Kurzsichtigkeit auftritt, desto schlimmer kann diese werden.

 

Die Experten sind sich einig, dass diese Entwicklung nicht einzig auf erbliche Faktoren und genetische Veranlagung zurückzuführen ist. Aber wie lässt sich die Explosion der Zahlen dann erklären? Zunächst wurde für den Anstieg der Kurzsichtigkeit Präzisionsarbeit wie Lesen, Schreiben oder Arbeiten an Bildschirmen verantwortlich gemacht. Diese Tätigkeiten erfordern nämlich eine hohe Beanspruchung der Nahsicht. Forschern zufolge lösen diese Arbeiten jedoch keine Kurzsichtigkeit aus, können allerdings bestehende Probleme verstärken.

Zu wenig Tageslicht

Forscher haben nun eine andere Erklärung für den extremen Anstieg der Kurzsichtigkeit bei Kindern und Jugendlichen gefunden: Der Mangel an natürlichem Licht sowie die Zeit, die wir in geschlossenen Räumen verbringen, tragen zu der Entwicklung bei. Die Produktion von Dopamin, einem Neurotransmitter, der das Wachstum des Auges hemmen kann, wird bei natürlichem Licht angeregt. Ist das Licht jedoch zu schwach, wie bspw. in einem geschlossenen Raum, sinkt der Dopaminspiegel und das Auge neigt dazu, sich zu verlängern. Zum Vergleich: In einem Raum liegt die durchschnittliche Beleuchtungsstärke bei 100 – 150 Lux, draußen bei bewölktem Himmel bereits bei 15 000 Lux und an einem schönen Sommertag werden sogar 130 000 Lux ausgestrahlt.

 

Wir verbringen also zu viel Zeit drinnen, meistens vor dem Fernseher, am Handy oder mit Videospielen. Bildschirme sind also nur indirekt schuld am Anstieg der Kurzsichtigkeit, weil wir wegen ihnen weniger Zeit draußen verbringen. Um Kurzsichtigkeit vorzubeugen, empfehlen die Forscher daher, dass Kinder und Jugendliche viel Zeit im Freien verbringen. Bereits 40 Minuten am Tag können einen positiven Einfluss haben.