Unzureichende Präventionspolitik im belgischen Gesundheitswesen
26.11.2024Wussten Sie, dass die durchschnittlichen jährlichen Gesundheitsausgaben von Menschen mit einer chronischen Krankheit 7x höher sind als die von Menschen ohne chronische Krankheit? 21,6 % der Mitglieder der Freien Krankenkassen (Freie, Partenamut und Helan) werden wegen einer chronischen Krankheit behandelt. Diese Erkrankungen wirken sich erheblich auf die Lebensqualität der Betroffenen und ihrer Angehörigen aus und stellen eine finanzielle Belastung für das Gesundheitssystem dar. Die richtige Prävention könnte sich positiv auf die Gesundheit und damit auch auf die Gesundheitskosten auswirken.
Chronische Krankheiten und Ausgaben
Der Landesbund der Freien Krankenkassen hat die Ausgaben, die in Zusammenhang stehen mit chronischen Krankheiten wie Atemwegserkrankungen, Bluthochdruck, Krebs, DiabetesAuch Zuckerkrankheit genannt. Unterschieden wird zwischen Diabetes Typ 1, Typ 2 und Schwangerschaftsdiabetes. und Herzerkrankungen, unter die Lupe genommen:
- 4,5 % der rund 2,3 Mio. Mitglieder der Freien Krankenkassen haben Diabetes. Das macht 12 % ihrer Gesamtausgaben in der gesetzlichen Krankenversicherung aus.
- Etwa 1,4 % der Mitglieder sind wegen einer Krebserkrankung in Behandlung. Dies entspricht ebenfalls 12 % der Gesamtausgaben.
- Lungenerkrankungen werden bei 4,6 % der Mitglieder behandelt, was 13 % der Gesamtausgaben beansprucht.
- 16,8 % der Mitglieder leiden unter Bluthochdruck und verursachen 41 % der Gesamtausgaben.
Zusätzlich wurden die Mitglieder mit den höchsten Gesundheitsausgaben analysiert. Unter diesen 1 % leiden 9 von 10 Personen an mind. 1 chronischen Krankheit und 7 von 10 Personen an mind. 2 chronischen Erkrankungen. Diese Personengruppe macht 30,3 % der Gesamtausgaben der gesetzlichen Krankenversicherung aus.
Unzureichende Prävention
Derzeit sind deutliche Versäumnisse in der Präventionspolitik innerhalb des Gesundheitswesens zu verzeichnen. Es wird zu wenig in Präventionsmaßnahmen investiert. Belgien gibt nur knapp 2 % seines Gesundheitsversorgungsbudgets für die Prävention aus, was unter dem WHO-Ziel von 5 % und dem EU-Durchschnitt von 3 % liegt.
Das Präventionssystem in Belgien weist somit große Lücken auf: Durch die Verteilung der Gesundheitskompetenzen auf die verschiedenen Regierungsebenen zeichnet sich eine mangelnde Koordination zwischen der Föderalregierung und den für die präventive Gesundheitsversorgung zuständigen Regionalregierungen ab, was eine effiziente Präventionspolitik behindert.
Lösungsansätze
Die Zusammenarbeit zwischen den entscheidenden Akteuren muss sich deutlich verbessern. Auf politischer Ebene sollte eine bessere Koordination stattfinden, aber auch auf kommunaler Ebene kann zur Gesundheitsprävention beigetragen werden. Bspw. könnten Gemeinden mehr Grünflächen mit Bewegungsmöglichkeiten und Sportanlagen schaffen oder erneuern, um so einen gesunden Lebensstil zu fördern.
Darüber hinaus nehmen die Krankenkassen eine Schlüsselrolle in der Prävention ein. Sie haben nicht nur den Auftrag, ihre Mitglieder über positive sowie negative Faktoren, die Auswirkungen auf die Gesundheit haben, aufzuklären, durch die Auswertung der ihnen zur Verfügung stehenden Gesundheitsdaten können sie außerdem wichtige Erkenntnisse für zukünftige Präventionsmaßnahmen liefern.
Auch die Erstattungen der Zusätzlichen Dienste zielen immer wieder darauf ab, den Mitgliedern finanzielle Unterstützungen anzubieten, die sich positiv auf ihre Gesundheit auswirken.