Weniger Antibiotika, aber mehr Antidepressiva: Medikamentenkonsum von Jugendlichen
08.10.2024Wussten Sie, dass jedes Jahr im Durchschnitt fast die Hälfte der belgischen Jugendlichen zwischen 12 und 18 Jahren erstattungsfähige Medikamente einnimmt? Um die Gewohnheiten der Jugendlichen in Bezug auf Medikamente besser zu verstehen, hat der Landesbund der Freien Krankenkassen eine Studie über den Konsum von erstattungsfähigen Medikamente bei Jugendlichen in Belgien durchgeführt.
Weniger Antibiotika, aber mehr Antidepressiva
Zwischen 2013 und 2022 ist der Anteil der belgischen Jugendlichen, die Medikamente einnehmen, um etwa 10 % gesunken. Der Anteil der 15- bis 19-Jährigen, die Medikamente konsumieren, ist jedoch einer der höchsten in Europa und liegt etwa 25 % über dem europäischen Durchschnitt.
Die Studie zeigt auch Unterschiede nach Geschlecht und Region auf:
- Im Jahr 2022 ist der Anteil der Medikamentenkonsumenten unter den Mädchen (etwas) höher: 51 % gegenüber 47,7 % bei den Jungen.
- Obwohl der Anteil des Medikamentenkonsums in allen 3 Regionen sinkt, ist er in der Wallonie am höchsten (52,6 % gegenüber 48,8 % in Flandern und 44,4 % in Brüssel im Jahr 2022).
Antibiotika: ein ermutigender Rückgang
Bei Antibiotika, welche von einem Großteil der Jugendlichen eingenommen werden, ist ein gewisser Rückgang zu verzeichnen. Im Jahr 2013 konsumierten 30 % der Jugendlichen sie, im Jahr 2022 waren es 23 %. Eine ermutigende Entwicklung, denn der übermäßige Gebrauch von Antibiotika kann dazu führen, dass die Bakterien resistent werden und das Arzneimittel langfristig an Wirksamkeit verlieren.
Nicht steroidale Antirheumatika (NSAR), zu denen bspw. Ibuprofen oder Diclofenac gehört, werden häufig zur Behandlung von Schmerzen und/oder Entzündungen eingesetzt. Sie bilden die zweithäufigste Medikamentengruppe bei Jugendlichen, gemessen am Prozentsatz der Konsumenten. Diese Zahl ist jedoch wahrscheinlich zu niedrig angesetzt, da die rezeptfrei erhältlichen NSAR nicht berücksichtigt wurden. Die tatsächliche Nutzung dieser Medikamente ist daher höher. Den Teildaten zufolge ist der Anteil der Jugendlichen, die diese Medikamente konsumieren, gesunken: Im Jahr 2013 war es noch jeder 6. und im Jahr 2022 nur mehr jeder 9. Jugendliche.
Der Gebrauch von Antihistaminika, die zur Behandlung von Allergien eingesetzt werden, ist dagegen stabil geblieben und betrifft jährlich etwa 10 % der Jugendlichen.
Ein starker Anstieg bei Antidepressiva
Im Gegensatz dazu ist der Anteil der Konsumenten von Antidepressiva im selben Zeitraum um 60 % gestiegen, mit einem Höhepunkt zu Beginn der Covid-19-Pandemie (2020-2021). Insgesamt ist der Anteil der Konsumenten dieser Medikamente jedoch vergleichsweise immer noch recht gering (1,6 % der Jugendlichen im Jahr 2022).
Gehen Sie verantwortungsvoll mit Medikamenten um!
Eltern und Jugendliche müssen sich bewusst sein, wie wichtig ein verantwortungsvoller Umgang mit Medikamenten ist. Willkürlich Medikamente einnehmen, ist keine harmlose Sache. Halten Sie sich immer strikt an die von Ihrem Arzt verschriebene Dosis. Vermeiden Sie jegliche Selbstmedikation ohne ärztlichen Rat: Eine falsche Anwendung kann zu gesundheitlichen Risiken führen. Antibiotika z.B. sollten nur dann eingenommen werden, wenn es wirklich notwendig ist und sie auch vom Arzt verschrieben wurden. Der übermäßige Gebrauch von Antibiotika erhöht nämlich das Risiko, dass bestimmte Infektionen aufgrund einer Bakterien-Resistenz nicht mehr behandelt werden können.
Was Antidepressiva betrifft, so ist es wichtig, dass sie mit Bedacht verschrieben werden und ihre Einnahme auch regelmäßig vom Arzt überprüft wird, um sicherzustellen, dass sie gut wirken und keine unerwünschten Nebenwirkungen hervorrufen. Auch nicht medikamentöse Ansätze wie PsychoedukationMethodisches Vorgehen, bei dem der Patient und ggf. sein Umfeld auf verständliche Weise über die Krankheit und deren Behandlung aufgeklärt wird, im Hinblick auf ein besseres Krankheitsverständnis, einen selbstverantwortlichen Umgang mit der Krankheit und eine Unterstützung bei der Krankheitsbewältigung. und Psychotherapie können gefördert und in Betracht gezogen werden. Finden Sie dazu mehr Informationen unter Mentale Gesundheit (siehe Verwandte Themen).
Vorbeugen ist besser als heilen
Ein gesunder Lebensstil ist ein wirksames Mittel, um vielen Krankheiten vorzubeugen und so die Notwendigkeit der Einnahme von Medikamenten zu verringern. Eine ausgewogene Ernährung, regelmäßige körperliche Aktivität und genügend Schlaf haben einen positiven Einfluss auf die Gesundheit. Es ist auch von entscheidender Bedeutung, sich vor der Einnahme eines Medikaments gut zu informieren, insbesondere wenn es nicht von einem Arzt verschrieben wurde. Eine Selbstmedikation kann zu gesundheitlichen Risiken führen.
Vorbeugen bedeutet vor allem, eine gesunde und verantwortungsvolle Lebensweise zu pflegen, um Medikamenten gar nicht erst gebrauchen zu müssen.